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aus der Kirchengemeinde St. Joseph Münchingen mit Hemmingen

Seelsorgeeinheit Strohgäu | Friedensglocken für Europa

Friedensglocken für Europa

Eine Delegation, bestehend aus Vertretern aus 5 Gemeinden aus der Diözese Rottenburg-Stuttgart reiste vom 12. bis 15. April nach Tschechien ins Bistum Ostrau-Troppau, um ihre Leihglocken zurückzugeben.

Die Rückkehr der Glocken ist Symbol für Hoffnung, Völkerverständigung und Frieden, so Weihbischof Dr. Gerhard Schneider. Im Mittelpunkt der Reise stand die Begegnung mit Menschen aus den Gemeinden, aus denen die Glocken stammen. Die Glocken wurden von den Gemeinden: Beimerstetten nach Doubrava (Dombrau), Hemmingen nach Věřňovice (Willmersdorf)), Roigheim nach Třanovice (Trzanowitz), Schwenningen nach Oldřišov (Odersch) und Tübingen-Lustnau nach Třebom (Thröm) zurückgegeben.

„Dabei geht es um die sogenannten „Leihglocken", die im Zweiten Weltkrieg zu tausenden aus den deutschen Ostgebieten zur Rüstungsproduktion nach Westen verbracht wurden; durch das Kriegsende entgingen dort aber einige der geplanten Einschmelzung und kamen in den fünfziger Jahren in neu entstandene Kirchengemeinden, auch im Gebiet der heutigen Diözese Rottenburg-Stuttgart. Nachdem das Team um Diözesanmusikdirektor Prof. Dr. Hans Schnieders alle noch vorhandenen Glocken dokumentiert und Kontakt mit den betroffenen Kirchengemeinden aufgenommen hatte, brachte Bischof Fürst 2021 und 2023 die ersten Glocken nach Tschechien und Polen zurück.“ Zitat: Pavel Jerabek, DRS.

Am Samstagmorgen besuchten wir Pišt (Sandau), wo schon im Oktober 2023 eine der ersten Leihglocken zurückgegeben wurde, die vorher jahrelang in Aichtal-Grötzingen die Gläubigen zu Gottesdiensten gerufen hatte. Nach einer kurzen Begrüßung und Danksagung in der Kirche, konnten wir bei traumhaften Wetter im Pfarrgarten nette Gespräche führen.

In einem feierlichen, sehr einfühlsamen Pontifikalamt in der Kathedrale „Zum Göttlichen Erlöser“ in Ostrava (Ostrau) wurden die Glocken am 13. April 2024 symbolisch übergeben, die im Kirchenraum festlich geschmückt aufgestellt waren. Ebenso wurden die zweisprachigen Gedenktafeln den Vertretern der Tschechischen Gemeinden überreicht.

Die Gedenktafeln sind auch in den deutschen Gemeinden zu finden. Der tschechische Bischof David dankte in seiner abschließenden Ansprache besonders dem emeritierten Bischof Gebhard Fürst und Karl Boczek für den Anstoß zu diesem hoffnungsbringenden Projekt, sowie dem ganzen Team, das die Durchführung erst ermöglicht hat. Nach dem Pontifikalamt trafen sich die Vertreter der Gemeinden zu einem festlichen Abendessen Aus unserer „Partnergemeinde“ Věřňovice (Willmersdorf) waren Mgr. Marian Pospěcha, der Bürgermeister Pavel Buzek und zwei Vertreter der Gemeinde angereist. Besonders freute sich der Bürgermeister von Věřňovice über ein Glasbild mit dem Wappen unserer Heimatgemeinde (Gastgeschenk von Bürgermeister Schäfer) und er erzählte, dass das Stadtwappen von Věřňovice die gleichen Farben hat.

Wir bekam eine große Wanduhr bestehend aus einer Holzscheibe mit einem Metallreifen, die sicher einen schönen Platz im Gemeindezentrum erhalten wird. Von Mgr. Marian Pospěcha erfuhren wir, dass im Moment eine „Blechglocke“ als Ersatz für die beschlagnahmte Glocke läutet.
Wenn es möglich ist, wird demnächst die zurückgegebene Glocke an ihrem angestammten Platz wieder ihren Dienst tun. Es wäre schön, wenn sich aus unserer Gemeinde Menschen mit tschechischen Sprachkenntnissen melden würden, um einen intensiveren Kontakt aufbauen zu können.

Am folgenden Tag fand in Opava (Troppau) in der Konkathedrale Mariä Himmelfahrt noch ein festlicher und bewegender Gottesdienst statt. Nach dem gemeinsamen Mittagessen fuhren wir in die Gemeinden Trěbom (Thröm) und Oldřišov (Odersch). Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung bereiteten die tschechischen Kirchengemeinden „ihren“ heimgekehrten Glocken und uns allen einen herzlichen, sehr emotionalen Empfang. In den Kirchen waren die zurückgeführten Glocken festlich geschmückt. Nach einer Information zu den Kirchen und Gemeinden konnten in den Kirchtürmen die Orte für die zurückgekehrten Glocken besichtigt werden. Vor der Kirche in Oldřišov wurden wir von zwei Frauen in der dort üblichen Tracht mit frischem Brot und Salz begrüßt.

Während der Besuche kam es in den Kirchen, den Besichtigungen sowie bei den anschließenden Begegnungen in den Gemeindezentren immer wieder zu sehr persönlichen und emotionalen Gesprächen. Wir waren überrascht, dass die Gemeindezentren so groß und sehr schön renoviert waren. Es stellte sich heraus, dass diese Arbeit in jeglicher Form hauptsächlich durch die Gemeindemitglieder selbst durchgeführt wurden.

Besonders ergreifend waren die folgenden Berichte von zwei Zeitzeugen aus Oldřišov (Odersch), die Pavel Jerabek von der Pressestelle der Diözese Rottenburg-Stuttgart, so treffend beschrieben hat:
„Bewegt schilderte etwa Helmut Šafarčík seine Erinnerungen an das Abhängen der Kirchenglocken in seiner Heimatgemeinde Oldřišov (Odersch) am 18. April 1942: Sein Großvater habe sich bei den deutschen Soldaten erfolgreich dafür eingesetzt, die 586 Kilogramm schwere Glocke nicht einfach vom Kirchturm zu werfen, sondern vorsichtig herunterzulassen – man könne ja nie wissen, ob sie nicht doch eines Tages zurückkehre, habe er gesagt. Was sonst kaum jemand für möglich gehalten hätte, ist eingetreten, so dass Pfarrer Petr Knapek die 101-jährige Marie Halfarová als älteste Zeitzeugin des Ortes zu der an einem Holzgestell in der Kirche aufgehängte Glocke führen konnte. „Es ist mir eine große Ehre, heute hier sein zu dürfen und die Glocke mit einem Hämmerchen anzuschlagen“, sagte die rüstige Dame, für die die Glocke einst zur Taufe, zur Erstkommunion und Firmung und auch zur Hochzeit geläutet hatte, bevor sie weggenommen wurde. Jetzt, nach so langer Zeit, läute die heimgekehrte Glocke umso schöner, fand sie.“

Es gäbe noch so viel Schönes zu berichten, aber ich möchte mit den folgenden Worten von Bischof Martin David schließen: „Möge uns der Klang der Friedensglocken daran erinnern, dass wir Träger des Friedens in der Welt sein sollen und möge unser Herz mit dem Frieden Christi wie eine Glocke erklingen.“

Film vom Pontifikalamt https://www.tvnoe.cz/porad/39943-dekovna-mse-svata-s-zehnanim-zvonu-miru-ostrava-katedrala-bozskeho-spasitele/viz-369962
DRS-Film: Das Projekt geht weiter: Fünf Friedensglocken kehren nach Tschechien zurück | https://www.youtube.com/watch?v=eVS6WghLL-g
Bilder aus Věřňovice (Willmersdorf, wo unsere Glocke herkommt - Seite in tschechischen Sprache) https://www.clovekavira.cz/detail-galerie/85b0d78f-d7f3-48b3-bbe6-98ab572ad8c8

Ostrava (Ostrau)
Foto: Pressestelle DRS
Kathedrale Ostrava (Ostrau)
Kathedrale Ostrava, Leihglocke Hemmingen/Věřňovice
Empfang im Pfarrgarten Pišt
Kathedrale Ostrava (Ostrau)
WB Gerhard Schneider und Pfarrer Petr Knapek, Odersch
Altarraum, Pišt
Glockenübergabe
Altar Thröm
Kreuzweg im Pfarrgarten Pišt
Bild von Andreas Ziesel
Vor der Kirche in Oldřišov wurden wir von zwei Frauen in der dort üblichen Tracht mit frischem Brot und Salz begrüßt.

St. Joseph Münchingen mit Hemmingen